Komfortable Matratze für die Kuh​

Versuch macht klug. So lässt sich die Experimentierphase auf dem Milchviehbetrieb von Stefan Middendorf aus Bissendorf im Landkreis Osnabrück kurz und prägnant beschreiben. Das gilt insbesondere für die Auswahl der passenden Einstreu in dem Boxenlaufstall, in dem er aktuell 50 Milchkühe hält. „Den 1995 errichteten Kuhstall haben wir damals auf Empfehlung von Beratern mit Hochliegeboxen ausgestattet. Es hat sich jedoch schon bald nach der Inbetriebnahme gezeigt, dass dieses System mit den auf dem Betonboden ausgelegten Gummimatten hinsichtlich Kuhkomfort und auch arbeitswirtschaftlich nicht wirklich geeignet war,“ erklärt der Milchviehhalter. Knapp zwei Jahre später hat er daher die Hoch- zu Tiefliegeboxen umfunktioniert, indem er einfach einen 15 cm hohen Holzbalken am Ende der Liegebox angebracht hat. Die so entstandenen Tiefliegeboxen hat Middendorf zunächst nur mit Sägemehl, dann in Kombination mit Stroh eingestreut. „Diese Lösung war zwar schon recht gut, aber immer noch nicht ideal. Erst die Umstellung auf aus Stroh hergestellte Strukturpellets bietet unseren Kühen einen optimalen Komfort und ist auch aus arbeitswirtschaftlicher Sicht eine sehr gute Lösung“, so Middendorf.

Auf der festen und zugleich weichen Matratze aus pelletiertem Stroh fühlen sich die Kühe sichtbar wohl, zumal sie dort auch sehr sauber und trocken liegen. Der rutschfeste Untergrund sorgt zudem dafür, dass die Tiere sicher und ohne die Gefahr von Verletzungen aufstehen und sich niederlegen können.
Auf der festen und zugleich weichen Matratze aus pelletiertem Stroh fühlen sich die Kühe sichtbar wohl, zumal sie dort auch sehr sauber und trocken liegen. Der rutschfeste Untergrund sorgt zudem dafür, dass die Tiere sicher und ohne die Gefahr von Verletzungen aufstehen und sich niederlegen können.
Auf dem Milchviehbetrieb Middendorf werden die Liegeboxen seit 1,5 Jahren mit Struktur-Pellets aus Stroh eingestreut. Das hat sich im Hinblick auf das Tierwohl und ebenso aus arbeitswirtschaftlicher Sicht bestens bewährt.
Auf dem Milchviehbetrieb Middendorf werden die Liegeboxen seit 1,5 Jahren mit Strukturpellets aus Stroh eingestreut. Das hat sich im Hinblick auf das Tierwohl und ebenso aus arbeitswirtschaftlicher Sicht bestens bewährt.

Strohpellets ideal für Zwei- und Vierbeiner

Bis vor anderthalb Jahren hatte der Milchviehhalter als Einstreumaterial noch ein Gemisch aus Sägespänen und Strohhäcksel verwendet. Als solches erfüllte dies durchaus seinen Zweck, aber arbeitstechnisch war es einfach zu aufwendig. „Um ein homogenes Material zu erhalten, haben wir das Stroh und die Sägespäne im Futtermischwagen aufbereitet. Die Herstellung einer solchen Ladung hat schon länger als eine Stunde gedauert. Um genügend Einstreumaterial für rund zehn Tage herzustellen und im Stall auszubringen, war dann schnell ein ganzer Vormittag verstrichen“, erklärt Middendorf. Auf der Suche nach einer optimalen Lösung wurde er schließlich auf seinem eigenen Betrieb fündig. Denn dort hält er in zwei Mobilställen unter Freilandbedingungen 700 Legehennen, bei denen er als Einstreu und Beschäftigungsmaterial sehr positive Erfahrungen mit Strohpellets gemacht hat. „Warum sollten diese Strukturpellets nicht auch bei den Kühen funktionieren, habe ich mich gefragt. Also habe ich diese Strohpellets dann einfach mal im Kuhstall ausprobiert“, erzählt der Landwirt.

Kühe bleiben stets trocken und sauber

Etwas Bedenken hatte er jedoch, dass die Kühe zu viel von den angenehm riechenden und gut schmeckenden Strohpellets fressen würden. „Tatsächlich haben die Kühe anfangs tüchtig reingehauen, sodass ich die Boxen dann vorsichtig in reduzierter Menge mit den Pellets eingestreut habe. Aber dann war plötzlich Schluss mit der Fresserei“, so der Landwirt. Die ersten aus Weizen- und Roggenstroh hergestellten Strukturpellets waren allerdings noch extrem hart. Um die Auflösung im Stall etwas zu beschleunigen, wurden diese Pellets dann vor der Ausbringung leicht angefeuchtet. „Aktuell verwenden wir aus eigenem Gerstenstroh hergestellte Pellets, die wir bewusst nicht so fest pressen lassen haben. Diese sind von der Struktur etwas bröckeliger und lösen sich besser auf. Die dabei freigesetzten, etwa 1 bis 2 cm langen und miteinander verzahnten Strohhalme bilden dann eine feste Matratze, auf der die Kühe sehr bequem liegen können. Dabei erweisen sich die Strukturpellets als extrem saugfähig und nehmen deutlich mehr Feuchtigkeit auf als das zuvor von uns verwendete Stroh-Sägemehl-Gemisch“, betont Middendorf.

Die Struktur-Pellets lösen sich durch Aufnahme von Feuchtigkeit nach und nach auf. So sorgen sie ganz von selbst für einen praktischen Nachstreueffekt.
Die Strukturpellets lösen sich durch Aufnahme von Feuchtigkeit nach und nach auf. So sorgen sie ganz von selbst für einen praktischen Nachstreueffekt.

Rutschfeste Matratze fördert das Tierwohl

Dass die Tiere trocken und sauber auf der Strohmatratze liegen, wirkt sich unter anderem positiv auf die Eutergesundheit und die Zellgehalte in der Milch aus. „Da die Pellets bei der Herstellung auf bis zu 90 °C erhitzt werden, sind sie nahezu keimfrei. Schimmelnester, wie wir sie früher bei Einstreu mit Stroh hatten, gibt es daher bei der Verwendung der Strohpellets nicht mehr“, erklärt der Milchviehhalter. Ein wichtiger Indikator für den Liegekomfort sind für ihn die Sprunggelenke der Tiere: „Gehäckseltes Stroh neigt dazu, sich auf dem Boxenboden zu verschieben, sodass sich dann keine feste Matratze bildet. Dann liegen die Tiere stellenweise auf dem nackten Beton, auf dem sie leicht wegrutschen. Dabei können sie sich schnell an den Sprunggelenken verletzen, deren Haare dann oft erkennbar abgeschürft sind. Das passiert bei Verwendung der Strohpellets nicht, da die Kühe auf einer rutschfesten Matratze liegen und dort auch sicher aufstehen sowie sich niederlegen können“, erzählt Middendorf. Als weiteren positiven Effekt der fest am Boden liegenden Matratze erwähnt er, dass die Kühe das Stroh der Pellets nicht so leicht von der Liegebox auf den Spaltenboden abschieben, von wo aus es dann ungenutzt im Güllekanal landet. Allerdings löst sich dieses kurze und aufgefaserte Stroh leicht in der Gülle auf, die dadurch sehr fließfähig bleibt und problemlos auszubringen ist. 

Einfaches Handling

Auch vom Handling her sind die Strohpellets sehr einfach. „Wir streuen die Liegeboxen alle zehn Tage mit etwa 15 kg pro Box ein. Die Pellets kippen wir aus der Schaufel unseres Hoftracs einfach in die Boxen und verteilen sie dort gleichmäßig, bevor die Kühe sich dort einfinden. Im Rahmen der zwei Mal täglich jeweils nach dem Melken erfolgenden Boxenpflege entsorgen wir verschmutztes Strohmaterial über den Spaltenboden in den Güllekanal. Dann ziehen wir die sich nach und nach auflösenden Strohpellets mit einer Harke in der Liegebox glatt, sodass das Einstreumaterial den gesamten Boden wieder mit einer dichten Matratze bedeckt“, erläutert Middendorf diesen routinemäßigen Arbeitsablauf. Pro Jahr benötigt er rund 100 m3 Strohpellets, die er einfach in einem wetterfesten Schuppen lagert. Im Vergleich zu früher, als er jährlich etwa 30 Großballen Stroh à 220 kg bzw. insgesamt rund 6,5 t Stroh zuzüglich bis zu 200 m3 Sägespäne verbrauchte, hat sich die Menge an Einstreu und ebenso die des anfallenden Mist jetzt deutlich verringert. „Der Einsatz von Strukturpellets aus Stroh ist aus Sicht des Tierwohls, auf das wir großen Wert legen, absolut überzeugend. Aber auch arbeitswirtschaftlich ergeben sich daraus für unseren Betrieb enorme Vorteile“, lautet das Fazit von Middendorf.

Mit dem Hoftrac werden die Strohpellets aus dem Lager in den Stall direkt zu den einzustreuenden Liegeboxen gebracht.
Mit dem Hoftrac werden die Strohpellets aus dem Lager in den Stall direkt zu den einzustreuenden Liegeboxen gebracht.

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